Unter der Leitung von Wilhelm von Schadow entwickelte sich die Düsseldorfer Akademie zu einer Institution von internationalem Rang. Mit ihr verband sich seit den 1830er Jahren der Begriff der Düsseldorfer Malerschule, die über den eigentlichen Kreis der Akademielehrer und -schüler hinaus reichte. Speziell die Landschaftsmalerei genoss einen hervorragenden Ruf. Zahlreiche Maler aus dem Ausland kamen zur Ausbildung nach Düsseldorf. Für die Landschaftsmalerei gab es aber keinen Lehrer. Lessing, der damals wohl berühmteste Landschaftsmaler, wollte sich durch eine solche Aufgabe künstlerisch nicht einengen lassen und so übernahm Schirmer ab 1831, zunächst als Hilfslehrer (1839 Ernennung zum ordentlichen Professor der Düsseldorfer Akademie), die neu gegründete Klasse für Landschaftsmalerei.

Zu den Schülern, die fortan von Schirmer unterrichtet wurden, zählten namhafte Maler wie Andreas Achenbach (* 29. September 1815 in Kassel; † 1. April 1910 in Düsseldorf), Eduard Wilhelm Pose (* 1812 in Düsseldorf; † 1878 in Frankfurt am Main), Caspar Scheuren (* 22. August 1810 in Aachen; † 12. Juni 1887 in Düsseldorf) und Johann Adolf Lasinsky (* 16. Oktober 1808 in Simmern; † 6. September 1871 in Düsseldorf). Sie alle folgten ihrem Lehrmeister entlang des Rheins und der Ahr in die entlegendsten Winkel der Eifel.

Schirmer beschrieb die beiden letztgenannten Schüler in seinen »Lebenserinnerungen« wie folgt: »Scheuren, der Romantik ganz und gar ergeben, war etwas Hanswurst an Leib und Seel, er erschien im Mantel eines preußischen Offiziers mit Malerkittel als Unterkleid. ... Adolf Lasinsky war grämlich und von mürrischer Gemütsart und suchte auszusehen wie ein Tagelöhner oder schlichter Arbeitsmann. ... [er] schimpfte über alles, besonders über die Preußen ... Götz von Berlichingen war [sein] Ideal.«

Caspar Johann Nepumuk Scheuren (* 22. August 1810 in Aachen; † 12. Juni 1887 in Düsseldorf) bereiste 1831, zusammen mit Schirmer, die Eifel und Ahrregion. Im Mittelpunkt seiner Kunst stand zeitlebens der Rhein mit den alten Städten, Burgen, Kirchen und Klöstern, den Sagen und Geschichten. Sein Schloss Stolzenfels gewidmetes Album wurde zuletzt 2004 im Siebengebirgsmuseum in Königswinter gezeigt.

1838 erschien von ihm eine im Museum Leipzig befindliche »Burg im Ahrtale«. Außerordentlich bezeichnend ist ein Blatt aus seinem 1842 veröffentlichten Rheinalbum, nicht bloß, weil es eine Eifellandschaft bei Gerolstein darstellt, sondern vor allem, weil es die damaligen Anschauungen über die Eifel treffend illustriert. Es offenbart, wie es den Maler fröstelt, während er den Pinsel führte. Ein Bild trostloser Öde glaubte er vor sich zu haben, wie daraus hervorgeht, dass er das Mittelfeld mit den Worten aus einem Gedicht Wolfgang Müllers aus Königswinter umrahmte: »Tiefernst und stumm und kalt ist hier die Welt. In diesen öden, unfruchtbaren Weiten.«

 

Caspar Johann Nepumuk Scheuren
Drachenfels, 1852
Öl auf Leinwand/Holz, 24 x 34 cm

 

Johann Adolf Lasinsky
Die Pyrmonter Mühle mit Burg Pyrmont, 1830/35
Öl auf Leinwand
Sammlung RheinRomantik, Bonn

 

Eduard Wilhelm Pose
Blick in das Ahrtal bei Bodendorf, 1834/1835
Öl auf Leinwand, 28,7 x 41,1 cm
Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt

 

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entdeckten insbesondere englische Künstler die romantischen Reize des Rheins und der Mosel. Auf ihren Malreisen durchwanderten zahlreiche Künstler fortan auch die Eifel, deren Naturschönheit mittlerweile in zahlreichen Gemälden festgehalten war. Zu den beliebtesten Zielen zählte stets die Burg Elz, die in einem Seitental der Mosel gelegen ist. Der wohl prominenteste Besucher auf Burg Elz war zweifelsohne Joseph Mallord William Turner (* 23. April 1775 in London; † 19. Dezember 1851 in Chelsea, London), der in den Jahren 1824 und 1839 den Rhein und die Mosel bereiste und seine Eindrücke in Skizzenbüchern festhielt. Zurück in England entstanden aus den Skizzen eine Vielzahl von Aquarellen und Gouachen, die zunächst für fast 150 Jahre nahezu unbekannt blieben, ehe sie 1991 in einer Ausstellung der Londoner Tate Gallery der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Weitere Besucher in der Eifel waren Edward Theodore Compton (* 29. Juli 1849 in Stoke Newington; † 22. März 1921 in Feldafing), Clarkson Frederick Stanfield (* 3. Dezember 1793 in Sunderland; † 18. Mai 1867 in Hampstead) und William Callow (* 28. Juli 1812 in Greenwich; † 20. Februar 1908 in Great Missenden).

 

William Turner
Bernkastel an der Mosel, 1824
Wasser- und Deckfarben, 29 x 42 cm

 

William Turner
Blick auf Burg Elz, 1842
Wasser- und Deckfarben, 16 x 23 cm

 

George Clarkson Stanfield
Bernkastel an der Mosel, 1852
Ölgemälde, 66 x 91 cm

 

Die älteste Eifeldarstellung:
Albrecht Dürer
Brustbild eines Mannes aus Antwerpen - Der Krahnenberg bei Andernach, 1521
Silberstift, 122×171 mm
(Skizzenbuch niederländische Reise 1520/1521)

 

Nachdem, vielleicht etwas vorschnell, Eingangs des Artikels die Maler Lessing und Schirmer als die »Künstlerischen Entdecker der Eifel« benannt worden sind, blicken wir, auf der Suche nach den ältesten Bilddokumenten aus der Eifel, noch weiter zurück in die Vergangenheit. Eine der ersten Eifeldarstellungen nebst Landkarte, aus dem Jahr 1544, ist in der Cosmographia von Sebastian Münster zu finden. Abbildung von Kronenburg und den Manderscheider Burgen finden sich in der Thesaurus Philopoliticus von Daniel Meisner (verlegt ab 1623).

Bereits im Jahre 1935 versuchte der Autor Josef Zander (Bonn) in einem Beitrag für die Zeitschrift »Die Eifel« einen solchen kunsthistorischen Rückblick. Zander führte aus: » ... Irrig wäre zwar die Annahme, vorher [Anm. des Autors: vor Lessing und Schirmer] habe niemand die Schönheit der Eifellandschaft empfunden und dargestellt. Aus dem Jahre 1543 gibt es bereits eine Ansicht von Monschau (mit Belagerung), aus dem Jahre 1552 einen Stich von Braun und Hogenberg mit den Manderscheider Burgen. Von dem bedeutenden Zeichner und Radierer Wenzel Hollar aus Prag (* 1607 - † 1677) sind Kupferstiche mit Darstellungen aus der Umgebung Dürens bekannt. Matthäus Merians seit 1642 erschienene Topographie bringt mehrere gute Ansichten Eifeler Burgen und Städte. Aus dem 18. Jahrhundert gibt es eine Reihe von ähnlichen Darstellungen, z. B. eine Silberstiftzeichnung der Burg Dreiborn aus dem Jahre 1722 von Renier Roidkin , eine Tuschzeichnung der Burg Blankenheim (vermutlich von demselben) und einen Kupferstich von Malmedy von Remacle Le Loup (* 1708 - † 1746), ferner Kupferstiche von Steinfeld, von R. Ricole (* 1736) und M. B. Thon (* 1740 - † 1750) sowie verschiedene Ansichten von Monschau (im dortigen Meimatmuseum). Im Dürener Museum befindet sich das Bild eines Tores von Nideggen von Halmar Graf Wörner (* 1794 - † 1837). Vor allem aber muss des Malers Jean-Nicolas Ponsart aus Malmedy gedacht werden, dem wir nicht weniger als 36 in Malmedy und Paris von 1831 bis 1835 erschienene Steindrucke von Eifellandschaften und 28 Ansichten von der Ahr verdanken. ...«

1831 veröffentlichte Jean-Nicolas Ponsart (* 1788 in Malmedy; † 1870 in Malmedy) in Paris eine Lithographieserie unter dem Titel »Souvenirs de L’Eifel et des Bords de L’Ahr dans la Prusse Rhénane« (Erinnerungen an die Eifel und die Ufer der Ahr in den preussischen Rheinlanden), die er einzelnen Mitgliedern des Preußischen Königshauses widmete. Zuletzt wurden Werke dieser Serie im Jahre 2008 in einer Ausstellung in Malmedy gezeigt. Die Lessing-Biografin Vera Leuchner vermutet, dass Ponsart mit dieser Arbeit Lessing zu seinen Eifelreisen veranlasst hat. Wenn Ponsart heute also nicht als der Enddecker der Eifel für die Kunst gilt, so hat er demnach mindestens Lessing und Schirmer der Eifel zugeführt. Im Gegensatz zu den komponierten Landschaften der Düsseldorfer Schule sind die Arbeiten Ponsarts weitestgehend originalgetreu. Als unschätzbare Zeitzeugnisse sind seine Arbeiten nicht zuletzt deshalb vielfach in der einschlägigen Heimatliteratur zu finden. Noch heute ist Ponsart mit den Vervielfältigungen seiner Bilder als Lithographien in der Ahrregion und im Raum Malmedy vergleichsweise bekannt.

 

Jean-Nicolas Ponsart
Manderscheider Burgen
Lithographie

 

Jean-Nicolas Ponsart
Schloss Bürresheim
Lithographie

 

Der Begriff »Eifelmaler« wurde maßgeblich geprägt durch die um 1860 geborene Malergeneration um Fritz von Wille, Wilhelm Degode und Hans Richard von Volkmann. Besonders Fritz von Wille war der Eifel tief verbunden. Nachdem er über viele Jahre hinweg zu Gast in der Eifel war, zog er 1911 endgültig von Düsseldorf auf die Burg Kerpen. Für die Einheimischen war von Wille »ihr« Maler. Seine Gemälde, im Original meistens unerschwinglich, hingen als Kunstdrucke in den Wohnzimmern vieler Eifeler Familien. Die beiden anderen Künstler beschäftigten sich ebenfalls intensiv mit der Eifel, jedoch hatten Sie auch anderenorts künstlerisch fruchtbare Stationen. In ihren Geburtsstädten Oldenburg (Degode) und Halle (Volkmann) werden Sie als Heimatmaler ebenso verehrt, wie in der Wahrnehmung als »Eifelmaler«.

Bei den Malern der nächsten Generation, den zwischen 1880 bis 1900 Geborenen, sind zwei Gruppen zu unterscheiden. Maler wie Curtius Schulten, Alfred Holler und Clemens Prüssen stehen mit ihren Arbeiten in direkter Tradition zur Vorgängergeneration, auch wenn jeder Maler seinem eigenen Stil folgte. Daneben gab es die Künstler, die stark geprägt waren durch den Expressionismus und andere, zeitgenössische Kunstrichtungen. In ihrem Werk sind Eifelbilder mehr oder weniger stark vertreten. Meist lebten die Maler auch nicht in der Eifel sondern in den urbanen Kunstzentren, wo Sie am Kunstbetrieb der Künstlervereinigungen teilnahmen. Zu dieser Gruppe gehören Adolf Erbslöh, Otto Pankok, Emil van Hauth, Josef Steib und Pitt Kreuzberg. Kreuzberg bezeichnete sich selbst als »Maler der Eifel« und suchte, wahrscheinlich ganz bewußt, auch eine sprachliche Abgrenzung zu der Vorgängergeneration. Verstanden hat man ihn zeitlebens anscheinend nicht. Auf seinem Grabstein steht: »Eifelmaler Pitt Kreuzberg«.

Diese Entwicklung setzte sich mit den folgenden Malergenerationen fort und dauert an bis zum heutigen Tag. Zum Einen gibt es die Maler, die, in der Tradition eines Fritz von Willes, im naturgetreuen Malstil die Eifel als zentrales Bildmotiv festhalten. Zum Anderen gibt es die Maler, die einen freien Malstil bevorzugen und auch in der Wahl des Bildmotives nicht auf die Eifel oder die Landschaftsmalerei als solches festgelegt sind. Hierzu zählen, neben den bereits oben genannten, die Künstler Hanns Altmeier, Konrad Schaefer und Rolf Dettmann. Als Abgrenzung zur Gruppe der »Eifelmaler« bezeichnet man diese Maler häufig als »Maler der Eifel«, »Maler aus der Eifel« oder »Maler in der Eifel«.

Da diese Wortschöpfungen nicht näher definiert sind, ist ihre Wirkung neutral. Dagegen kann der Titel »Eifelmaler«, je nach Lesart, zum Prädikat oder zur abwertenden Beurteilung eines künstlerischen Lebenswerks werden. Denn von Fall zu Fall wird der so titulierte Maler auf eine Stufe mit einem großen »Eifelmaler« gestellt und die besondere Heimatverbundenheit unterstrichen oder dem Künstler wird indirekt ein reduziertes Spektrum bescheinigt.

Für die vielen Künstler und deren Stilrichtungen erscheint der Ordnungsbegriff »Maler der Eifel« als der Geeignetste und wird daher auch in der folgenden Übersicht verwendet. Ungeachtet von Malstil, Qualität und Quantität kann der Begriff für all jene Maler stehen, die in ihrem künstlerischen Werk, fast ausschließlich oder auch nur in wenigen Gemälden, der Fastzination Eifel erlegen sind. Wohlwissend um die Unschärfen von Verallgemeinerungen finden so Persönlichkeiten vom Schlage eines Otto Pankok bis hin zu Fritz von Wille, als Beispiele für die jeweiligen Enden des Spektrums, ihren Platz.

Jan Wilbert, Hürth, 2008-2011

Pressestimmen:
Kölnische Rundschau vom 14.11.2008 Die Eifel in der Kunst
Rheinzeitung vom 20.09.2010 »Unvergleichliche Infofülle«


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